Wer sagt denn, was perfekt ist. Die Werbung, Influencer, unsere Gesellschaft …?
Das Streben nach Perfektionismus, eine Erscheinung, die immer ausgeprägter wird. Besonders in der jüngeren Generation.
Das Netz macht es vor, durch unzählige perfekt retuschierte Bilder, Tutorials für perfekt geformte Augenbrauen und einer KI, die unschöne Flecken ganz einfach aus Fotos löscht. Wo bleibt da die Individualität, das Besondere, die Realität, der Non-Perfektionismus. Aber auch die Akzeptanz fürs Anderssein.
Kinder sind noch herrlich unperfekt und phantasiebegabt. Bis die Bewertung von außen einsetzt. Herrjeh, so sieht doch kein Baum aus.
Die kindliche Kreativität wird im Keim erstickt. Regeln, Vorschriften und Idealvorstellungen hemmen den individuellen Ausdruck. Non-Perfektionismus stößt oft auf großen Widerstand und wird nicht akzeptiert. Dabei macht es die Welt doch bunter. Und bringt ungeahnte Impulse in Denkprozesse.
Der Hang zum Perfektionismus hemmt nicht nur den persönlichen Ausdruck, er kann auch psychisch krank machen. Gerade im Job wird von uns 100% gefordert oder wir fordern es von uns selbst. Die Angst zu scheitern ist doch sehr groß. Die Burn-Out-Quote steigt stetig an. Hier ist mehr Offenheit gefordert, da psychische Erkrankungen immer noch zum Tabu-Thema in der Arbeitswelt gehören.
Presst man Menschen in vorgefertigte Strukturen, die ihrem Denkstil und ihrer Persönlichkeit nicht entsprechen, werden sie unproduktiv und unglücklich. Nutzt man die individuellen Stärken, können sie ihr volles Potenzial entwickeln. Das kenne ich aus meiner eigenen Erfahrung. Wie unfassbar spannend ist eine Diversität in den unterschiedlichen Denk-Persönlichkeiten. Kreative Spinner, Über-den-Tellerrand-Gucker, Übers- Ziel-Hinausschießer, Visionäre, Individualisten, aber auch Erbsenzähler, Bedenkenträger, Prozessliebhaber, Struktur-Fanatiker, Spezialisten … extrovertiert und introvertiert. Natürlich braucht man hier viel Empathie und Aufmerksamkeit, damit all diese Denk-Persönlichkeiten zusammen funktionieren. Aber auch Mut, Offenheit und Vertrauen.
Es lohnt sich. Ganz bestimmt.
Heike Leyerer, Creative Director
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